Penisverkrümmungen bei Erektion können angeboren oder erworben sein. Sie sind nicht selten kosmetisch oder funktionell störend.
Entscheidend für die Indikation zu einer Begradigungsoperation ist neben dem Leidensdruck des Patienten, dass Beschwerden aufgrund der Verkrümmung beim Geschlechtsverkehr bestehen.
Bei allen Patienten ist eine Fotodokumentation prä-OP durch die Patienten selbst durchzuführen und in der Patientenakte abzulegen. Es handelt sich um eine „kosmetische” Indikation. Daher ist eine ausführliche Aufklärung unabdingbar.
Die Erfolgsquote (zufriedener Patient) bei richtiger Indikationsstellung liegt bei ca. 80 Prozent.
Eine zu frühe Operation beinhaltet das Risiko der erneuten Deviation durch Reaktivierung der Entzündung mit beschleunigter Gliedverkürzung durch Narbenprozesse. Alle operativen Verfahren weisen als Risiken bzw. Nebenwirkungen die Penisverkürzung, erektile Dysfunktion und Sensibilitätsstörung auf. Heutzutage ist die chirurgische Rekonstruktion im Wesentlichen auf die so genannte Operation nach Nesbit, die Plikaturoperation, die erstmals von Essed und Schroeder in 1985 beschrieben wurde sowie plaquechirurgische Maßnahmen mit Inzision des Plaques (Abbildung 2 und 3) und anschließender Deckung des Defektes durch ein Graft und die Implantation hydraulischer Penisprothesen beschränkt.
Meist wird gleichzeitig eine Beschneidung durchgeführt. Die Operation nach Nesbit wird auf der konvexen Seite des Penis gegenüber des Plaques durchgeführt. Nach einer Neurolyse wird durch die Excision einer Ellipse der Tunica auf der längeren Seite und anschließender Vernähung der Penis zwar begradigt aber auch gleichzeitig verkürzt. Bei der Operation nach Essed und Schroeder werden anstatt einer Excision der Tunica lediglich verkürzende Plikaturnähte gesetzt. Dieses chirurgische Verfahren ist am besten geeignet für Patienten mit einer guten erektilen Funktion, adäquater Penislänge, geringer Deviation ohne sanduhrartige Einschnürungen. Durch eine Excision des Plaques und anschließender Deckung ist es möglich, die verkürzte und gekrümmte Seite des Penis zu begradigen.
Jede Operation beinhaltet das Risiko der Penisverkürzung, Sensibilitätsstörung und erektilen Dysfunktion. Vor einer operativen Intervention sollte eine Nutzen-Risikodiskussion mit beiden (!) Partnern erfolgen.
- Anamnese und körperliche Untersuchung
- Fotodokumentation durch Patienten selbst zur Dokumentation der Verkrümmung bei Erektion (Polaroid oder digital)
- Routinelabor
- Ausführliche schriftliche Aufklärung mit Zeichnung (Penisverkürzung)
- Sonographie der Nieren und der Hoden, Duplex-Sonographie des Penis zur Durchblutungsmessung
- Rasur – Genitale
- Operatives Vorgehen
- Rückenlagerung, Allgemeinanästhesie, perioperative Antibiose
- Hautdesinfektion gesamtes Genitale, evtl. steriler Katheter
- Artifizielle Erektion über intracavernöse NaCl-Gabe und/oder Prostaglandin-Gabe
- Fotodokumentation (Digitalkamera)
- Hautschnitt in Höhe der Verkrümmung in Penislängsrichtung
- Beschneidung – Circumcision
- Freilegung der Tunica albuginea (Schwellkörperbindegewebe) über der Konvexseite der Deviation
- Keilförmige Excision von 1-3 Tunikabereichen auf der konvexen Seite der Verkrümmung (Nesbit-Verfahren)
- Bei IPP – meist Abpräparation des Gefäßnervenbündels mit „Waterjet” und Plaqueinzisionen mit Venenpatch oder Fliesdeckung
- Naht der Tunica albuginea mit nicht resorbierbaren Fäden (Knoten versenkt)
- Erneute artifizielle Erektion – Fotodokumentation
- Subkutannaht, Hautnaht
- Straffer Verband – Penisspitze freiliegend
- Postoperativ
- Wundkontrolle, Hautfäden selbstauflösend, Glanskontrolle
- Für ca. 3-5 Tage abendliche Gabe von Benzodiazepinen zur Erektionshemmung
- Nach 14 Tagen Gabe von niedrigdosierten PDE5-Inhibitoren (z.B. 25mg Sildenafil, 5mg Vardenafil) zum „nächtlichen Erektionstraining”
- Kein Geschlechtsverkehr für 4 Wochen
Jüngster Patient 22 Jahre – Ältester Patient 67 Jahre
Gutes Ergebnis mit guter Erektion: 67
Unbefriedigendes Ergebnis nach eigenen Ansprüchen: 8
Neutral bzw. indifferent: 5
Unvollständige Nachsorge: 34
Komplikationen
- Störende postoperative Penisverkürzung: 7
- Erektile Dysfunktion postoperativ: 4
- Erneute Verkrümmung: 5
- Gefühlsstörungen (> 1 Jahr): 3
- Größere Blutung mit Nachoperation: 1
- Nicht-urologische Probleme (z.B. Embolie): 1